Historische Aufarbeitung der Kolonialzeit: Das leere Grab
Shownotes
In der Fastenzeit blicken wir in diesem Jahr verstärkt auf den menschlichen Umgang mit Schuld und Verantwortung. Heute bringen wir dazu ein noch lange nicht aufgearbeitetes Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte zur Sprache: die Kolonialherrschaft in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania. Noch immer lagern in deutschen Museen menschliche Überreste von Personen, die in Tansania gelebt haben, teils der deutschen Kolonialherrschaft zum Opfer fielen, aber dort niemals ihre letzte Ruhe fanden. Im Namen der sogenannten "Rassenforschung" wurden Zehntausende Gebeine nach Deutschland gebracht. Forscher:innen versuchten anhand der Gebeine rassistische Thesen zu beweisen, mit denen wiederum rassistisches Handeln gerechtfertigt wurde - in der Kolonialzeit und darüber hinaus. Bis heute lagern die geraubten Knochen in den Depots deutscher Museen und Sammlungen - ohne Grab, ohne Gedenken. Deshalb werden die Forderungen lauter, diese Gebeine zu bestatten und zwar nicht in Deutschland, sondern in Tansania.
Isabelle Reimann studierte Ethnologie, Psychologie und Soziologie in Heidelberg und Leipzig. Als selbstständige Provenienzforscherin arbeitete sie für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Aktuell promoviert sie an der Humboldt-Universität in Berlin zum Umgang und der Rehumanisierung von menschlichen Gebeinen aus kolonialen Kontexten in deutschen Sammlungs- und Forschungseinrichtungen.
Mnyaka Sururu Mboro ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von Berlin Postkolonial e.V. sowie Teil des Gründungsvorstandes von Decolonize Berlin e.V. und bietet unter anderem geführte Touren durch Berlins koloniales afrikanisches Viertel an.
Hinweise:
- In dem Gespräch kommen gewaltvolle Szenen aus der Kolonialzeit zur Sprache. Bitte entscheidet selbst, ob ihr diese Folge oder lieber eine andere Folge von "Mit Herz und Haltung" hören möchtet.
- Der Name der Ausstellung Marejesho (Swahili für Rückkehr, Restitution) wird anders ausgesprochen, als wir dies im Gespräch taten – da haben wir inzwischen dazu gelernt – nämlich: /mar əd ʒe ʃo/ - für Leser*innen des Deutschen: "Maredschescho". Informationen über die Ausstellung Marejesho finden sich hier.
Veranstaltungen im Rahmen des Projekts [Open] Perspectives:
Tagung in Aachen sowie online am 15.-16.05.2025: Kirche und koloniales Erbe u.a. mit Fana Schiefen und Aram Ziai
am 30.08.2025 in Chemnitz: Film und Gespräch „Das leere Grab“ mit Felix Kaaya und Isabelle Reimann im Rahmen des Kulturkirchentages
Am 27. März 2025 wurde das Positionspapier „Sieben Erwartungen“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es wendet sich an katholische wie evangelische Kirchenmitglieder in Sachsen und ist ein Ergebnis des ökumenischen Arbeitskreises „Postkoloniale Perspektiven in der kirchlichen Bildungsarbeit“, in dem engagierte Menschen aus der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens sowie dem Bistum Dresden-Meißen seit gut zwei Jahren zusammenarbeiten.
In dieser Playlist findet ihr alle Folgen, die bisher schon bei "Mit Herz und Haltung" zum Thema Postkolonialismus erschienen sind.
Hier verlinkt findet ihr das aktuelle Programm der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.
Über diesen Link könnt ihr euch außerdem für den Newsletter der Akademie anmelden.
Interview: Dorothea Trappe Redaktion: Jonatan Burger, Emily Siegel Intro/Outro, Schnitt und Produktion: Daniel Heinze
Der Podcast wird als Projekt mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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